Der Tsunami von 2004 in Thailand

Im Indischen Ozean bebte die Erde

Am 26. Dezember kam es im Indischen Ozean zu einem extrem starken Erdbeben, das zu einer Katastrophe führen sollte. Die entstandenen Tsunamis, Flutwellen mit bis zu 15 Metern Höhe, führten in zahlreichen Ländern Südostasiens zu verheerenden Schäden. Kann sich das wiederholen? 

Alleine in Thailand wird die Zahl der Opfer auf über 8.000 geschätzt, rund ein Drittel davon waren ausländische Touristen, die hier ihren Traumurlaub verbringen wollten. Die Küsten haben sich heute dank der Tatkraft der Thailänder wieder erholt, und auf den ersten Blick ist nichts mehr von der Verwüstung zu sehen, die vorwiegend Khao Lak, Phuket und die Insel Koh Phi Phi getroffen hatte. Doch es bleiben immer kleine Zweifel: Kann es noch einmal zu einer solchen Katastrophe kommen? Was hat sich in den zwölf Jahren seit dem Unglück getan? Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es noch mal zu einem solchen Seebeben kommt? 

Das Tsunami-Frühwarnsystem Thailands 

Infografik von einem Tsunami-Frühwarnsystem
Tsunami Frühwarnsystem

Der Grund, warum der Tsunami 2004 so unglaublich viel Schaden anrichten konnte, war die unerwartete Wucht, mit der er über die Küsten hereinbrach. Niemand sah ihn kommen, niemand war gewarnt, er traf Thailand und Sumatra vollkommen unvorbereitet. Innerhalb weniger Minuten nach dem Beben waren die Monsterwellen schon auf dem Weg an die Küsten und das, ohne dass es von jemandem bemerkt wurde. Als sie gewissermaßen aus dem „Nichts“ kamen, war es für Evakuierungen und umfangreiche Schutzmaßnahmen leider schon zu spät. Doch die Thailänder haben aus den Fehlern von damals gelernt und in den vergangenen Jahren ein Frühwarnsystem installiert, das rechtzeitig auf Gefahren aufmerksam macht und so Leben retten kann. 

Im Jahr 2012 präsentierte das National Disaster Warning Centre (NDWC) ein System, das in der Lage ist, innerhalb von zwei Minuten zu berechnen, wie schnell und heftig es auf die Küste trifft. So könnten sofort Warnungen an die Bevölkerung ausgesendet werden. Heute ist das System schon in vollem Gange. Zahlreiche Hoteliers an der Andamanenküste nutzen die App, die einen sofort per SMS informiert, sollte ein Tsunami gemeldet werden – und gibt Entwarnung, wenn keine Maßnahmen nötig sind. Wie funktioniert das? Durch ein ausgeklügeltes System aus fest verankerten Messbojen und Kontrollstationen vor den Küsten der Andamanensee. Insgesamt 136 Kontrollstationen messen hier Pegelstände, Breitband-Seismometer zeichnen jedes auch noch so kleine Seebeben auf und werten es sofort aus und hochmoderne GPS-Bojen können fast in Echtzeit die Höhe von entstehenden Wellen weitergeben. 

Wie entsteht ein Tsunami? Infografik
Tsunami Infografik - Wie ein Tsunami entsteht

Sobald eine der Bojen oder Kontrolltürme etwas Außergewöhnliches verzeichnet, werden die Daten sofort per Satellit an das NDWC geschickt, wo Mitarbeiter vor Monitoren die Updates beobachten und protokollieren – und das rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr.

Kommen nun also ungewöhnliche Meldungen rein, werden die Daten mit denen anderer führender Katastrophenschutz-Organisationen wie dem United States Geological Surveys oder der World Meterological Organization abgeglichen. Werden die außergewöhnlichen Messungen bestätigt, kann das Zentrum sofort kalkulieren, in welche Richtung die Wellen strömen und wann sie auf welche Küste treffen werden. All das dauert weniger als zwei Minuten – und genauso schnell können von hier aus nun die Behörden, die Medien und die Bevölkerung gewarnt werden. Durch ein ausgeklügeltes System können innerhalb weniger Minuten Hunderte von Radiostationen und Dutzende an Fernsehsendern informiert werden, die die Nachricht an die Bevölkerung weitergeben. 

Zusätzlich dazu hat das National Desaster Warning Centre die Kapazität, 90.000 Warn-SMS zu verschicken, kann allerdings aus Budget-Gründen nur 15.000 verschicken, meist an Amtsträger und Hoteliers in akut gefährdeten Gebieten (wie zum Beispiel Khao Lak).

Zudem kann nur noch und ausschließlich das NDWC offizielle Warnungen herausgeben, um Verwirrungen und Falschmeldungen zu minimieren. Das Center darf mittlerweile auch, ohne vorher von der thailändischen Fernsehbehörde eine Erlaubnis einholen zu müssen, das laufende Fernsehprogramm unterbrechen, um eine Tsunami-Warnung zu veröffentlichen. Diese Maßnahmen waren 2012, als das Programm startete, noch in der Planung. 

Das Tsunami-Frühwarnsystem ist natürlich nicht nur in Thailand installiert worden, sondern zum Beispiel auch in Indonesien. Dort wurde, unter anderem auch mit deutscher Unterstützung in Form von Technik und 51 Millionen Euro, ein ähnliches System aufgebaut. Allerdings wird hier bei der Verbreitung der Warnungen auf Notruftürme an den Küsten gesetzt. Auch islamische Gebetshäuser mit ihren Soundsystemen auf den Minaretten sollen hier genutzt werden, um die Anwohner vor Tsunamis zu warnen. 

Das Dilemma der Hotelbesitzer in Thailand

Gerade an den Küsten von Khao Lak, Phuket und Koh Phi Phi wurden nicht nur Hunderte Hotels einfach weggespült, sondern auch ganze Dörfer und Städte. Doch die Thailänder bewiesen ihren einzigartigen Willen und ihr unglaubliches Gefühl für Gemeinschaft und bauten das Meiste wieder auf – und verzichteten dabei auf Hilfe von ausländischen Organisationen. Mit vereinten Kräften wurden Dörfer und Hotels wieder aufgebaut, der Schutt weggeschafft und gemeinsam das Trauma verarbeitet. Das Motto der Thai: „Mai pen rai“ – das Leben geht weiter. 

Und natürlich wurde beim Wiederaufbau dieses Mal aus den Fehlern gelernt: Gerade Hotelanlagen, die über Bungalows am Strand verfügen, setzen auf deutlich gekennzeichnete mehrsprachige Fluchtpläne, haben Zugriff auf die Warnungen vom NDWC und verfügen über eine Lautsprecheranlage, um ihre Gäste sofort warnen zu können. Mehrstöckige Hotels haben es da etwas leichter: Sie können ihre Gäste einfach in einer der höheren Etagen zitieren und sind dort relativ sicher. 

Doch hier kommt das Dilemma vieler Hotelbesitzer zum Tragen: Einerseits möchten sie natürlich für die Sicherheit ihrer Gäste sorgen, aber andererseits möchte man sie natürlich auch nicht verängstigen oder gar verunsichern. Deshalb werden Kleinigkeiten, die Leben retten könnten, wie der Hinweis auf die Fluchtrouten beim Check-in, lieber weggelassen. Nach dem Tsunami waren die Touristen verständlicherweise sehr ängstlich und Tausende stornierten den geplanten Thailand-Urlaub. Erst in den vergangenen fünf Jahren ist eine deutliche Erholung zu spüren und die Lage entspannt sich – und diese spürbare Verbesserung möchte die Tourismusbranche natürlich nicht gefährden. 

Wie hoch ist das Risiko, das es zu einem weiteren Tsunami kommt?  

Natürlich kann man darüber keine in Stein gemeißelten Aussagen treffen – aber laut Professor Penneung Warnitchai, welcher beim renommierten Asian Institute of Technology arbeitet, lassen die Aufzeichnungen der letzten Jahre nicht auf einen Anstieg von Seebeben im Indischen Ozean schließen. Im Gegenteil. Die Zahl der Seebeben, die zu Tsunamis führen, bleibt sogar relativ konstant. Der Wissenschaftler sieht ein größeres Risiko darin, dass immer mehr Städte, die in Risikogebieten liegen, unkontrolliert wachsen, und es so bei einem erneuten Tsunami wieder zu hohen Schäden kommen könnte. Jahr für Jahr kommt es im Indischen Ozean zu etwa zehn Seebeben mit einer Stärke von über 7. Das Frühwarnsystem des National Desaster Warning Centres schlägt allerdings erst bei Beben von über 7,8 an – dies wird als die gefährliche Grenze gewertet. 

Tsunami-Denkmal in Baan Nam Khem
Tsunami-Denkmal in Baan Nam Khem, nördlich von Khao Lak

Was kann man als Thailand Urlauber tun? 

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem weiteren Supertsunami kommt, ist realistisch, relativ gering und sollte nur einen geringen Einfluss auf den wohlverdienten Thailand Urlaub haben. Wenn man als Reiseziel eine der Inseln im Golf von Thailand wählt, ist man ohnehin auf der sicheren Seite.

Aber auch die wunderschöne Andamanensee ist kein Tabu. Aber es kann nicht schaden, wenn man sich bei der Ankunft kurz mit den Fluchtwegen und etwaigen Evakuierungsplänen vertraut macht – das dauert garantiert nicht lang und kann, bei Eintreten des Supergaus, wertvolle Sekunden Zeitvorteil verschaffen. Man sollte sich auch nicht scheuen, das Personal im Hotel darauf anzusprechen. Die Thais mögen vielleicht nicht unbedingt von allein darauf hinweisen, aber sie geben freundlich und bereitwillig Auskunft, wenn man sie höflich fragt. 

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Thailand wird nicht nur als das "Land der Lächeln" bezeichnet ... sondern ist hier auch der Elefant ein glücksbringendes Symbol ... und wie Sie erkennen können, sieht die Karte Thailands aus, wie ein Elefantenkopf.