Fast vergessene Ruinen, die einen zurück in längst vergangene Zeiten katapultieren und atemberaubende Landschaften, die zu Trekking-Touren nur so einladen und die wohl größte Besonderheit: Absolut non-touristisches Leben in der charmanten Provinzhauptstadt, bei dem man überraschende Einblicke in das Leben abseits der Touristenhochburgen geboten bekommt. Hier in Kamphaeng Phet.
„Kamphaeng Phet“ bedeutet etwa soviel wie „Eine Mauer mit der Stärke von Diamanten“. Bei der Namensgebung war da wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken, denn die Provinz galt lange Zeit als Pufferzone gegen die Angriffe der Burmesen auf das Reich von Sukhothai und später auch Ayutthaya.
Doch die Gegend rund um das Delta des Ping Flusses wurde schon in prähistorischen Zeiten, also vor 3000 – 8000 Jahren, besiedelt, wie etliche archäologische Funde belegen konnten. Im 11. Jahrhundert waren es flüchtende Regenten aus dem Norden des heutigen Thailands, die sich hier vor den Burmesen in Schutz brachten.
Die Provinzhauptstadt, die ebenfalls Kamphaeng Phet heißt, ist eine wundervoll typisch-thailändische Stadt etwa 360 km nordwestlich von der Hauptstadt Bangkok. Nicht einmal 30.000 Einwohner zählt das ehemalige Cha Kang Rao und ist zudem auch noch zweigeteilt: Auf der einen Seite das „neue“ Kamphaeng Phet, wo man Restaurants, Lädchen und zahlreiche Outdoor-Gyms finden kann und auf der anderen Seite das „alte“ Kamphaeng Phet. Die Überreste der alten Stätte befinden sich in einem schattigen Park und man wird hier weit und breit weder überteuerte Souvenirstände noch Horden an durchtrampelnden Touristen beobachten können.
Wie gesagt: Die Provinz Kamphaeng Phet wird von Touristen definitiv unterbewertet! Vielleicht mag man hier nur wenige 5-Sterne-Luxus-Spa-Resort-Hotels finden, aber dafür erwarten einen historische Ruinen, die man in aller Ruhe erkunden (und ohne Photo-Bombs!) fotografieren kann.
Entlang des Pings erstreckt sich der Geschichtspark Kamphaeng Phet, ein UNESCO-Weltkulturerbe mit einzigartigen Tempeln und Statuen aus der Sukhothai-Zeit. Und im Gegensatz zu dem dazugehörigen Geschichtspark in Sukhothai hat man hier tatsächlich die Möglichkeit, sich stundenlang beim Anblick der delikaten Bronzearbeiten und der typischen Tempeln mit den roten Laterit-Ziegeln verlieren.
Allerdings ist es ein kleines Abenteuer, überhaupt erst einmal ein Tuk-Tuk oder Songthaew zu finden, dass einen zum Park bringt – besser ist es also, schon im Vorfeld eine Tour (z. B. von Sukhothai oder Bangkok aus) zu buchen.
Die zweitgrößte Einnahmequelle der Provinz ist der Abbau von Mineralien. Und wenn es einen schon mal hierhin verschlägt, sollte man unbedingt die riesige Marmor-Lagerstätte in Phran Kratai besuchen. Der Marmor, der hier abgetragen wird, ist elfenbeinfarben, grau, weiß oder pink, und natürlich kann man hier auch Andenken an den Besuch erwerben.
Wen es in die Natur zieht, der sollte einen Trip zu den heißen Quellen von Phra Ruang in Erwägung ziehen. Ein Bad im wohlig-temperierten Wasser der natürlichen Pools soll nicht nur entspannen, sondern auch allerlei Beschwerden und Wehwehchen heilen können.
Und auch der Nationalpark Khlong Lan etwa 40 km von der Provinzhauptstadt entfernt, ist ein Paradies für Wanderer. Mehrere Wasserfälle, unter anderem der 55 Meter tief in einem Badesee fallende Khlong Lan und Stromschnellen im Norden des Parks ziehen Trekker genauso wie Mountainbiker als auch Hobbyfotografen an – natürlich immer in sehr geringen Zahlen.
Wie überall im Norden Thailands sind auch hier die Temperaturen nie so extrem wie weiter im Süden. Das bedeutet: Von Oktober bis März ist es angenehm warm mit knapp unter 30° Grad. Auch im April und Mai liegen die Temperaturen nur leicht über den 30° Grad, allerdings geht gegen Mitte des Wonnemonats auch langsam die Regenzeit los – und dann können viele der nur rudimentär befestigten Straßen leicht zu gefährlichen Rutschpartien werden. Idealerweise legt man seinen Besuch in Kamphaeng Phet in die Zeit von Dezember bis Februar, der beliebtesten Reisezeit für Thailand insgesamt.
Unterkünfte in Kamphaeng Phet: Es gibt im neuen Teil der Provinzhauptstadt einige einfache, aber saubere Hotels und Guesthouses und auch außerhalb der Stadt kann man immer ein Plätzchen zum Schlafen finden. Allerdings sollte man sich hier wirklich keine Luxus-Verwöhn-Programme erwarten, denn die Schönheit der Provinz hat sich bei Touristen noch nicht umgesprochen, und so ist hier alles noch recht urig gehalten.
Aber dafür kann man hier in bezaubernden Restaurants genau so essen wie die Einheimischen – wenn man ein wenig abenteuerlustig ist und nichts dagegen hat, sich mit Händen, Füßen und einem Lächeln zu verständigen.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com | Mitgewirkt an diesem Artikel: Melanie Meiers, Autorin