Der Mekong - Ein mitreißender Fluss

Thailändische Impressionen von der Mutter des Wassers

Über 4350 Kilometer bahnt sich einer der längsten Flüsse der Welt seinen Weg von den tibetischen Quellen bis zum südchinesischen Meer. Unterwegs durchläuft oder tangiert der Strom sechs Länder: China, Myanmar, Laos, Thailand Kambodscha und Vietnam. Dabei begründet das Binnengewässer viele Gemeinsamkeiten der benachbarten Völkern - als Handelsroute, Initiator für fruchtbare Ebenen und Revier der weltweit größten Binnenfischerei. Gleichzeitig sind Konflikte vorprogrammiert, wenn es um die Verwirklichung ökonomischer Interessen geht.

Mekong
Der Mekong

So bedeutend, wie der Mekong für die angrenzenden Staaten und deren Bewohner ist, so facettenreich präsentiert sich die Flusslandschaft mitsamt der eingebetteten Kulturschätze. Fern des touristischen Mainstreams gibt es an den thailändischen Ufern bemerkenswert viel zu entdecken. Der Zoom richtet sich auf markante Highlights am Ufer eines Wildflusses, dessen viele Gesichter kaum in Worte zu fassen sind.

Ban Chiang - Weltkulturerbe am Mekong

Im Jahr 1966 lenkte Steve Young die Aufmerksamkeit auf eine bis dahin eher unbedeutende Stadt am Mekong. Daraufhin beförderten Archäologen bemerkenswerte Funde ans Tageslicht, die den Blickwinkel auf die gesamte Kulturregion veränderten. Keramiken, die weltweit zu den ältesten zählen, bezeugen Ideenreichtum und außerordentliche Eleganz. Einzig in Ban Chiang wurden Werkzeuge entdeckt, die mit Südostasien zuvor nicht in Verbindung gebracht wurden.

Ausgrabungsfund in Ban Chiang
Ausgrabungsfund in Ban Chiang

So ist heute klar, dass sich schon im zweiten Jahrtausend v. Chr. am thailändischen Flussufer fortschrittliche Kulturen etablierten. Seit 1992 wurde die Ausgrabungsstätten in der thailändischen Provinz Udon Thani von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Dennoch zählt das historische Zeitzeugnis eher zu den Geheimtipps unter den Sehenswürdigkeiten des heutigen Königreichs.


Nationalpark Phu Pha Yon - steinerne Pilze und ein Blütenmeer

Sattes Grün charakterisiert das Urwaldgebiet auf einer Fläche von rund 830 Quadratkilometern, unterbrochen von Plateaus, sprudelnden Quellen und Wasserfällen. Wer in der regnerischen Jahreszeit diese Landschaft erkundet, freut sich über ein außerordentlich buntes Szenario. Wildblumen in ihrer prächtigen Vielfalt beleben die Flora in einer einzigartigen Weise. Völlig unerwartet heben sich exotische Felsformationen hervor, die an das türkische Kappadokien erinnern. Die steinernen Gebilde scheinen wie schroffe Pilze aus dem Boden zu schießen.

Dieser Fokus auf ein Detail der facettenreichen Natur weckt das Interesse für ein paar Zahlen rund um den südostasiatischen Strom.

Fischer auf dem Mekong Fluss
Fischer auf dem Mekong-Fluss

Der Mekong weist weltweit die zweithöchste Artenvielfalt eines Flusses auf. Derzeit sind rund 20.000 Pflanzen, 1.200 Vögel, 800 Reptilien und Amphibien sowie über 430 Säugetiere bekannt. 850 Fische, darunter einige bemerkenswert große Exemplare, wurden wissenschaftlich beschrieben. Von mindestens 1.500 Fischarten gehen Experten aus.

 

Dass der Mekong für Naturliebhaber unvergessliche Begegnungen parat hat, ist damit ebenso klar wie die Bedeutung des Fischfangs. Entsprechend alarmierend sind Beobachtungen, dass die Fangquoten aufgrund veränderter Strömungen und Biosphären zurückgehen. Dies ist unter anderem auf den Bau von Staudämmen zurückzuführen.

Inspirierende Grenzerfahrungen in Mukdahan

Mit 65 Metern Höhe eröffnet der Mukdahan Tower den Weitwinkel für das Flusstal, Gebirge und die Nähe zum Nachbarland Laos. Seit dem Bau der zweiten Thai-Lao-Freundschaftsbrücke scheint die laotische Stadt Savannakhet nur einen Steinwurf entfernt. Chan Kinnarree gründetet im Jahr 1770 die "Perle am Mekong", die sich den Besuchern emsig, quirlig und originär präsentiert. Daran scheint auch das Auftauchen neugieriger Touristen nichts zu ändern, die allmählich den thailändischen Nordosten mit seiner Naturvielfalt und Ursprünglichkeit zu schätzen wissen.

Ein Highlight der Stadt ist der Indochina-Market, der die Flusspromenade säumt. Handgewebte Seide, exotische Früchte, Kunsthandwerk und Pragmatisches für den Alltag bereichern den ungewöhnlichen Basar. Hier vereinen sich thailändische Produkte mit Waren aus China, Laos und Vietnam.

In Mukdahan lässt sich mit allen Sinnen erfassen, dass der Mekong trotz aller Herausforderungen bei der Navigation eine Verkehrsader ist, die sechs Nationen verbindet. Daran erinnern nicht nur die Handelsgüter auf dem bunten Markt. Die 40.000 Einwohner sind ungewöhnlich multinational charakterisiert, was sich auch im Kochtopf widerspiegelt. Aromen und Spezialitäten verschiedenster Regionen fusionieren zu einem kulinarischen Feuerwerk beim Schlemmen in der Thai-Provinz.

Wasserbüffel im Mekong
Rundum-Wohlfühlpaket für den Büffel :))

Nong Khai: gegenwärtiger Charme historischer Konflikte

Boutiquen, Bars, Restaurants und Tempel beleben die Uferpromenade. Das Panorama mit Blick auf Laos schmeichelt dem Auge und lädt zum Verweilen ein. Die charismatische Melange aus laotischer und thailändischer Kultur unterscheidet die Region von anderen Provinzen Thailands. Beim Schlendern durch die Stadt taucht überraschend französische Architektur und Lebensart auf, während sich in der Parkanlage Sala Kaeo Ku bizarre Skulpturen aus dem Grün erheben.

 

Weder das einzigartige Flair noch die erste Thai-Lao-Freundschaftsbrücke, die Nong Khai mit der laotischen Hauptstadt Vientiane verbindet, können den aufmerksamen Besucher täuschen. Hier liegt historisches Konfliktpotenzial in der Luft. Immer wieder geriet die thailändische Stadt zwischen die Fronten und wurde zum Objekt der Begierde von Siam, Laos und Frankreichs Kolonialeifer. Kulturell und architektonisch ist das kriegerische Wechselspiel bis dato spürbar.

 

Was einst eine Bedrohung war, wertet heute den Charakter von Nong Khai auf und lockt viele Touristen an. Auch heute kann von einer innigen Freundschaft zwischen den Ländern, die sich den Mekong teilen, nicht die Rede sein. Konkurrierende Interessen, beispielsweise bei der Energiegewinnung, empfehlen eher eine distanzierte Kooperation.

Phra That Phanom: bedeutende Tempelanlage und Pilgerstätte im Isaan

Gleich fünf Könige von Si Gotapura haben sich dem ersten, acht Meter hohen Tempelbau gewidmet. Dies geschah acht Jahre nach Buddhas Tod und im Inneren findet sich ein Schlüsselbein des Erwachten. So lautet die Überlieferung zu den historischen Ursprüngen der bedeutenden Tempelanlage im Isaan.

 

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Pilgerstätte, in der auch Mönche geweiht werden, durch mehrere Bauten erweitert. Lediglich bei der Restaurierung des That im Jahr 1979 wurden 110 Kilogramm Gold für den prachtvollen Turm verwendet.

 

Die Tempelanlage in Nakhon Phanom im Umfeld vom Mekhong gilt als Vorbild vieler religiöser Monumente der Region und wird mit dem Tierkreiszeichen des Affen assoziiert. Daraus begründet sich das Interesse vieler Pilger an dem Tempel im Nordosten Thailands.

Wer eine Flussfahrt auf der Mutter der Wasser wagt, entdeckt immer wieder einen Wat am Ufer des Stroms. In diesem Sinne ermöglicht der Buddhismus fließende Übergänge und setzt sich über politische Landesgrenzen hinweg. So fasziniert die prachtvolle Architektur gewissermaßen doppelt - optisch und ideell.

Spirituelle Kraft einer landschaftlichen Vielfalt

Es muss ein gewaltiges Abenteuer sein, den Mekong von seiner Quelle bis zur Mündung als "Neun-Drachen-Fluss" in Vietnam zu erleben. Hier tobt der Strom wild reißend, dort scheint sich das Gewässer kaum zu rühren. Im Gebirge bahnt sich die "Mutter des Wassers" den Weg durch tiefe Schluchten. Am unteren Verlauf präsentieren sich fruchtbare Ebenen, die weite Teile der Bevölkerung ernähren.

Mekong Delta in Can Tho, Vietnam
Mekong Delta in Can Tho, Vietnam

Aber auch das wechselnde Naturschauspiel auf dem thailändischen Flussabschnitt betört die Sinne. Dabei scheinen goldig glänzende Tempel der Ursprünglichkeit des Wildflusses zu widersprechen. Dennoch verschmelzen die religiösen Bauwerke zu einer spirituellen Einheit mit der landschaftlichen Ruhe. Zu den außergewöhnlichen Reiseerfahrungen zählt gewiss eine Flusskreuzfahrt auf dem Mekong. Dabei können sich Urlauber auf den Nordosten Thailands und das Goldene Dreieck begrenzen. Es spricht allerdings vieles dafür, bei einer Studienreise Grenzen zu überschreiten. Beispielsweise kombinieren längere Erlebnisreisen die Besichtigung von vier südostasiatischen Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes.

Den Mekong in Form einer Flusskreuzfahrt erkunden

Die Schiffe der Mekong-Kreuzfahrten entsprechen technisch dem modernen Standard und bieten luxuriös ausgestattete Kabinen. Dennoch ergibt sich aufgrund der überschaubaren Passagierzahl ein familiäres und entspannendes Ambiente. Sowohl die Crew als auch die Gastfreundschaft der thailändischen Bevölkerung sorgt für eine warme Prise Herzlichkeit und erquickende Spontanität. So erweist sich der Aufenthalt an Bord als angenehm, spannend und einzigartig. Eine reine Erkundung des südostasiatischen Stroms bietet sich ebenso an wie die Kombination der mehrtägigen Schiffstour mit einem Aufenthalt in Bangkok oder einem Badeurlaub an den schönsten Stränden Thailands.

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