Die Kriminalität in Thailand gehört zu den Reizthemen an jedem Asien-Stammtisch und auch in der deutschen Presse. Etliches wird zu diesem Zwecke aufgebauscht und übertrieben. Die Presseorgane im Printsektor erfreuen sich an dem Füllmaterial für die sogenannte „Saure Gurkenzeit“, auch Sommerloch genannt. Allen voran die deutschsprachigen Anzeigenblätter und Magazinchen mit thailändischem Ursprung, denn diese versuchen zumindest partiell die thailändische Boulevardpresse nachzuahmen. Kaum eine Ausgabe in diesen ohne horrende Leichenfotos von Unfallopfern oder Opfern von Gewaltkriminalität.
Sicherlich ist die Unfallhäufigkeit im Königreich auf dem hohen Level aller Schwellenländer, und die Fähigkeiten der Einwohner im thailändischen Straßenverkehr sind nicht wirklich auf ordentlichen Methoden des Unterrichts basierend. Vorbei ist allerdings die Zeit, als man sich seine Fahrerlaubnis gegen einen Bakschisch (Trinkgeld, Teamoney) irgendwo in einer Provinzbehörde mal eben abholen konnte. Heutzutage werden Regeln schon ein wenig überwacht. Fahren ohne Fahrerlaubnis verblieb allerdings ein Kavaliersdelikt und kann bei Kontrollen gegen Aushändigung von ein paar 100 Baht Scheinen an Ort und Stelle abgegolten werden. Das bezieht sich der Einfachheit halber auch gleich auf nicht zugelassene Fahrzeuge, minderjährige Chauffeure, abenteuerliche Überladungen, rote Ampeln und viele andere Nebensächlichkeiten im Straßenverkehr.
Wahre Reizthemen sind für die Ordnungshüter die Drogendelikte und das organisierte Glücksspiel. Erst in jüngster Zeit kam der Menschenhandel dazu. Bei der Prostitution in Thailand weiß ja jeder, dass es die laut Gesetz gar nicht geben darf – deshalb sieht man die als Ordnungshüter deren Allgegenwärtigkeit ja auch erst gar nicht. Für die Presse sind diese Tatbestände nicht wirklich wichtig, aber über die Razzien oder Sting-Aktionen der Einsatzkräfte wird dann doch berichtet. Sehr in das Auge des Betrachters fallen bestimmte Einzeldelikte, denn über diese Verbrechen fällt die ortsübliche Presse her, wie die Ameisen auf einen heruntergefallenen Stückwürfelzucker. Gewalttaten in einem fahrenden Zug, Überfälle auf Touristen in einem Hotel oder am Strand oder spektakuläre Unfälle von Beförderungsmitteln und Fähren. Hier spricht die Presse jeden Thailandreisenden an, denn mit dem Zug gefahren oder mit der Fähre übergesetzt und in einem Hotel Zeit verbracht, hat oder ist ja sicher schon jeder irgendwann mal. Synchron werden diese besonderen „Newsfeeds“ dann in internationale Presseverteiler eingespeist und sorgen für eine Verbreitung im Ausland. Je nach dem Herkunftsland der Opfer finden sich hier auch dankbare Abnehmer unter der Boulevardpresse für derlei Nachrichten.
Sensationsjournalismus bedient gängige Klischees in den Köpfen der Leser. Der Informationswert ist stark begrenzt und mehrtägige Aufkochereien einzelner Sachverhalte werden dem Kunden gerne als „News“ präsentiert. Jedem ist bekannt das diese Form des Journalismus nicht nur hinkt, sondern völlig gehbehindert sich an den Leser-Rollator klammert. Warum Thailand sich hier so oft im Fokus der Boulevardpresse befindet, das ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Jeder kennt nämlich zumindest einen Bekannten, der sehr gerne dort Urlaub macht und in den größten Tönen davon schwärmt oder einen Reisewilligen, welcher schon für den Trip dorthin spart. Rund 10 Millionen ausländischer Urlaubsgäste im Jahr sind da auch eine beachtliche Größenordnung.
Wenn nun Einzelfälle aufgebauscht und publizierte Statistiken manipuliert werden, dann wundert sich niemand ernsthaft darüber, warum das Königreich Thailand relativ häufig der Gegenstand solcher negativen Pressekampagnen ist. Die Wahrheit sieht allerdings hierzu etwas anders aus. Google und andere Suchmaschinen verbreiten die veröffentlichten Meinungen in Windeseile, mehrsprachig und international fast ohne Zeitverlust.
Überspitzt formuliert – ja. Keine Terroranschläge oder wilde Messerangreifer. Recht entspannt hier und meist sind es die Thailänder unter sich, die Ihre „Fights“ Mann gegen Mann in einem altbewährten Boxkampf austragen. Das Einzige, was man mitbekommt, sind halbnackt-betrunkene Reisende, welche ihr inneres Partybiest herauslassen. Mit paar Promille und dem falschen Thailänder sollte man nicht aufmüpfig werden. Nie vergessen: Muay Thai ist hier Volkssport wie in DE der Fußball.
Oder anders ausgedrückt: Hier wird Ihnen nur etwas passieren, wenn Sie den ersten Schritt machen. Niemand wird Sie als Urlauber „angreifen oder ausrauben.“
Für Reisefreunde mit dem Ziel Thailand ist daher das Einschalten eines imaginären Filters nicht ganz unwichtig. Einzelfälle an kriminellen Übergriffen sind weder auf das ganze Land zu
projektieren, noch sind diese als sinnbildlich für die Nation einzustufen. Was die hiesige Boulevardpresse dann daraus macht, ist nicht wirklich fair und mit Gegendarstellungen oder
presserechtlichen Rügen müssen sich die Blätter ja nicht herumärgern. Sicherlich gibt es temporäre und ständige Ballungszonen für kriminelle Aktivitäten jeglicher Art im Königreich Thailand
(Pattaya, Full Moon Partys, Khao San Road etc.), diese sind aber räumlich begrenzt und gezielt vermeidbar. Seien Sie wachsam und schenken Sie nur den Publikationen echte Aufmerksamkeit,
deren journalistische Ethik nicht von ein paar mehr verkauften Anzeigen oder Exemplaren leicht beeinflussbar ist oder die sich beifallheischend mit aufgebauschten Meldungen brüsten.