Kautschukgewinnung in Thailand

Thailand ist der größte Produzent von Naturkautschuk und somit die Nummer 1 weltweit

Wer schon einmal eine Rundreise durch Thailand gemacht hat, kennt sie garantiert: die schier endlosen Kautschukplantagen des Landes. Weltweit liegt Thailand heute auf dem ersten Platz und das sowohl was die Produktion von Kautschuk als auch den Anbau angeht. Auf den Positionen dahinter folgen mit einigem Abstand Indonesien und Malaysia. Doch wie genau wird der wertvolle Rohstoff eigentlich gewonnen? Und was passiert dann mit dem Kautschuk, der abgebaut wird?

Kautschuk Plantage Thailand
Kautschuk-Plantage in Thailand

Schon die Maya kannten Kautschuk

Kautschuk, auch Milchsaft oder Latex genannt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit vom Ursprung her in Süd- und Mittelamerika beheimatet. Hier kommt auch die wohl meistgenutzte Pflanzenart Hevea brasiliensis her, die nicht nur am besten anzubauen ist, sondern auch den qualitativ besten Kautschuk liefert. Diese Art ist es auch, die in Thailand hauptsächlich anzutreffen ist.

Bei Ausgrabungen in Britisch-Honduras, dort, wo vor über 1000 Jahren der indigene Stamm der Maya gelebt hat, wurden Kugeln in der Größe von Fußbällen gefunden, die bereits aus Kautschuk hergestellt waren. Sind die Maya also vielleicht sogar die Erfinder des beliebten Sports?

Rubber Tree zur Latex-Gwinnung und Herstellung
Auch zur Herstellung von Latex

Doch auch die weitere Geschichte des Kautschuks ist aufregender als man meinen würde: Nachdem die Kautschuk-Vorräte Kolumbiens und Panamas erbarmungslos "ausgeblutet" wurden, tat sich Brasilien im 18. Jahrhundert in der Produktion soweit hervor, sodass sie quasi ein Monopol auf den Export hielten. Doch England wollte auch ein Stück vom verlockenden Kuchen abschneiden und versuchte, die Samen der begehrten Heveabrasiliensis heimlich aus dem Land zu schmuggeln. Es kam soweit, dass in brasilianischen Häfen jedes Schiff genaustens nach dem wertvollen Gut durchsucht wurde. Doch 1876 gelang England der Coup und die Engländer schafften es knapp 2000 Setzlinge in ihren Kolonien Ceylon, Burma, Java und Singapur zu pflanzen. Knapp 13 Jahre später waren die "geraubten" Pflanzen erntereif und der Kautschuk trat seinen Siegeszug in den südostasiatischen Ländern an.

Über drei Milliarden Tonnen Kautschuk - im Jahr!

Made in Thailand

Heute liegt Thailand aufgrund des günstigen Klimas und seines fruchtbaren Bodens mit großem Abstand auf Platz 1 bei der Produktion und dem Export von Kautschuk. Schon wer über ein relativ kleines Stück Land verfügt, kann mit den Erträgen für thailändische Verhältnisse sehr gut leben. "Schon" 500 Bäume reichen aus, um täglich ca. 30 - 35 Kilo Kautschuk zu ernten - die man als Rohstoff pro Kilo für knapp 2,- US-Dollar verkaufen kann (Stand 2013). Obwohl man Kautschuk heute auch


synthetisch herstellen kann, wurde in den letzten Jahren wieder vermehrt auf Naturkautschuk zurückgegriffen - die Rohstoffpreise für das synthetische Kautschuk sind mittlerweile einfach zu hoch.

Wie wird Kautschuk gewonnen?

Wenn ein Feld mit Kautschukbäumen bepflanzt wird, muss man einiges an Geduld mitbringen. Bis zu sechs Jahre dauert es, bis man die Bäume das erste Mal "anzapfen" kann. Bei guter Pflege kann man die Bäume nun bis zu 20 Jahren nutzen. Und so geht die "Ernte" vonstatten: In der Nacht oder in den sehr frühen Morgenstunden wird die Rinde des Kautschukbaums angeritzt, der wertvolle Milchsaft tritt aus und fließt in Rinnsalen in die bereitgestellten Behälter. Dieser Vorgang dauert ca. 3 Stunden und wird ein- bis zweimal wöchentlich wiederholt. Nachdem das Rinnsal versiegt ist, werden die Behälter eingesammelt.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten weiter zu verfahren: Die eine Option ist es, den Kautschuk zu einer "Knolle" zu formen und so zu verkaufen. Der etwas aufwendigere - aber dafür auch lukrativere - Weg ist es, die Latexmilch mit einer Chemikalie abzubinden und mithilfe einer Walze flach zu pressen. Die daraus entstehenden Matten werden nun getrocknet und kommen so in den Verkauf.

Wozu benötigt man überhaupt Kautschuk? Und warum "Happy Tree"?

Kautschuk hat in seiner Reinform ein fundamentales Problem: ist es heiß, schmilzt er, ist es kalt, wird er brüchig. Doch diesem Problem wurde der heute vor allem für seine Reifen bekannte Charles Goodyear schon im Jahr 1839 Herr: Er erfand ein Verfahren, bei welchem der Kautschuk durch die Beimengung von Schwefel stabilisiert wird. Und damit eröffneten sich mit einem Mal schier unendliche Möglichkeiten für die Nutzung von Kautschuk. Heute wird er hauptsächlich für Autoreifen, aber auch Folien, Isoliermaterialien, Handschuhe und - natürlich! - Kondome genutzt. (Daher ist unter den Thais auch gern die Rede vom "Happy tree".)

Ein Besuch auf der Plantage

Ein Tagestrip zu einer Kautschuk-Plantage steht bei vielen Thailandurlaubern fest auf dem Programm. Allerdings sollte man aufpassen: Die Bäume beherbergen zahlreiche tierische Bewohner. Das sind vor allen Dingen Spinnen und Käfer, aber auch verschiedene Arten von Schlangen. Wer also nicht unbedingt von gefährlichen Tieren böse überrascht werden will, sollte unbedingt auf insektensichere Kleidung (lange Hose, feste Schuhe, langärmeliges Shirt und Hut) setzen.

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