Das Volk der Yao (Mien)

Freundliches Bergvolk mit eigener Schriftsprache

Autorin | Annika Hasselkamp

Die Yao in Thailand bezeichnen sich selbst als "Mien" oder "lu-Mien", was soviel wie "Wesen", "Person" oder "Individuum" bedeutet. Das Volk der Mien zählt zu den Bergvölkern und ca. 60.000 Menschen leben im Norden von Thailand. Die Yao wurden erstmals im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnt und blicken auf eine lange Tradition zurück.

Herkunft und religiöse Ausrichtung

In Thailand werden die Mien allgemein als Yao bezeichnet. Ursprünglich kam das Bergvolk aus China. Der Großteil wanderte allerdings während des Vietnam-Krieges aus Laos aus und hat sich im Ostteil von Nord-Thailand angesiedelt. Der größte Teil der Yao lebt in den Provinzen Nan und Chiang Rai. Ursprünglich und schriftlich fixiert, basiert die Religion des Bergvolkes auf dem chinesischen, mittelalterlichen "Taoismus". Die Yao hatten einst im chinesischen Reich eine große Machtstellung. Eine Yao-Prinzessin war sogar mit dem Kaiser von China verheiratet. In der heutigen Zeit sind jedoch viele Yaos zum Buddhismus übergewandert.


Kennzeichnend für die Yao sind die vielfältigen Rituale, die in der richtigen Reihenfolge der Ahnengeister auszuführen sind. Das System beruht sehr wahrscheinlich auf taoistischen Überzeugungen, die aus dem China des 13. und 14. Jahrhunderts stammen. Dabei dürfen die taoistischen Rituale nur von Priestern ausgeführt werden. Kranke Menschen hingegen werden von Schamanen geheilt, die ebenfalls durch mächtige Geister beeinflusst werden. Die Yao verehren die Ahnen und sind Animisten. Dabei wurden zahlreiche Merkmale der chinesischen Kultur übernommen. So feiern die Yao das Neujahrsfest am gleichen Tag wie die Chinesen.

Typische Lebensweise der Mien Yao

Die Häuser der Yao werden auf dem Erdboden errichtet und liegen in großer Höhe. Dabei bilden ca. 25 Häuser ein Dorf. Die Mien unterteilen sich in 12 Clane, wobei auch mehrere Clans in einem Dorf gemeinsam leben können. Die typische Lebensweise ist die der Großfamilie. Hier leben die Familien der Eltern und Kinder in einem Haushalt, weswegen die Haushalte oft sehr groß sind. Die Yao sind ein sehr friedliches und freundliches Bergvolk und der einzige Bergstamm, der eine Schriftsprache anwendet.


Diese Sprache entstand aus dem Chinesischen und wird auch heute noch in chinesischen Schriftzeichen geschrieben. Das Bergvolk stellt hohe Ansprüche an die Ehre und die Sauberkeit. Heute sind die Yao gut in das thailändische Leben integriert und der Verkauf von den wertvollen Stickereien verschafft dem Bergvolk eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Yao praktizieren die Vielehe, wobei die Männer ihre Frauen außerhalb des eigenen Clans suchen müssen. Der Mann bringt seine Frau zu seinen Eltern, wenn der angemessene Brautpreis gezahlt wurde. Zudem ist die Adoption von Kindern bei dem freundlichen Bergvolk weit verbreitet.

Traditionelle Tracht

Die Tracht der Mien Yao ist sehr traditionell. Dabei tragen die Frauen eine sehr lange schwarze Tunika. Als unverkennbares Zeichen dient der charakteristische hellrote Schal, der wuschig mehrmals um den Hals der Frauen getragen wird. Unter der Tunika trägt die Frau eine schwarze Hose, die sehr stark bestickt ist. Auf dem Kopf tragen die Frauen ein schwarzes Turbantuch, das ebenfalls mit zahlreichen und auffälligen Stickereien verziert ist. Die Männer des Bergvolkes tragen lockere schwarze Jacken, die allerdings weniger verziert sind. Dazu wird eine lockere schwarze Hose getragen.

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