Experteninterview mit der Uni Köln

Nadine Heusch ist 18 Jahre alt, studiert Tourismusmanagment an der Uni Köln und befragt Michael Schaller, den Gründer von Thailand-Spezialisten.com zur Corona-Politik in Thailand und die Auswirkung auf den Tourismus in Thailand

Autoren | Michael Schaller & Nadine Heusch

Michael Schaller ist Mitglied im deutschen ReiseVerband-TIC www.drv.de
Herr Schaller ist DRV-TIC Member seit 2009
  1. Frage:
    Wie ist das neue Konzept für Urlaub in Thailand genau aufgebaut? Wie lange muss man mindestens dort bleiben, welche Richtlinien gibt es, usw.?

    Antwort:
    Für die Einreise brauchen Langzeiturlauber ein bestimmtes Visum. Eine Möglichkeit ist das „Thailand Elite Visum“ (PE VIP Tourist Visa). Das ist bis zu 20 Jahre lang gültig. Je nach Aufenthaltsdauer kostet es zwischen 14.000 und 28.000 Euro Gebühr (500.000 bis 1.000.000 THB). Als weitere Möglichkeit gibt es seit Anfang Oktober das „Thailand Special Tourist Visa“ (STV). Das erlaubt es Langzeiturlaubern, bis zu 90 Tagen im Land zu bleiben. Außerdem kann es bis zu zweimal um weitere 90 Tage verlängert werden. Die Mindestaufenthaltsdauer beträgt 30 Tage.

    Beantragen kann man das STV bei der Thailand Longstay Company. Vergeben wird es allerdings nur an Personen aus Ländern mit geringer COVID-19 Infektionsrate. Welche Länder dazu gehören, ist aktuell nicht ganz klar.

    Die Liste verändert sich stetig. Deutschland gehörte Ende Oktober noch nicht dazu.

    Wer das STV beantragt, muss 10.000 THB Bearbeitungsgebühr bezahlen, plus 2.000 THB für das Visum selbst. Das macht Gesamtkosten von umgerechnet 324 Euro. Darüber hinaus benötigen Urlauber eine Reise-Krankenversicherung mit 100.000 USD Mindestdeckung für eine potenzielle COVID-19 Behandlung, sowie ein maximal 72 Stunden altes Gesundheitszeugnis und ein Flugtauglichkeitszeugnis. Weiterhin müssen sie eine Unterkunft in Thailand nachweisen. Dabei kann es sich um ein Hotel, eine Ferienwohnung oder auch eine Eigentumswohnung handeln.

    Nach der Ankunft ist ein Corona-Test fällig. Auch mit negativem Testergebnis müssen sich Reisende anschließend für 14 Übernachtungen in Quarantäne begeben, entweder in einem speziellen Quarantäne-Hotel oder in einem zugelassenen Krankenhaus. Die Quarantäne-Unterkunft müssen Reisende im Voraus buchen, bezahlen und eine Buchungsbestätigung vorweisen. Nach der Quarantäne wird ein weiterer Test durchgeführt. Fällt der negativ aus, dürfen Reisende in ihre eigentliche Unterkunft umziehen.

    Nach derzeitiger Planung soll das STV bis zum 30. September 2021 erhältlich sein. Am 20. Oktober sind die ersten Touristen mit dem STV nach Thailand gereist, eine (relativ kleine) Gruppe von Urlaubern aus China.

  2. Frage:
    Inwiefern wird dieses neue Urlaubskonzept den Tourismus des Landes fördern? Sind starke Veränderungen gegenüber den Monaten zuvor zu erwarten oder nur mäßige?

    Antwort:
    Ich sehe durch das neue Konzept kaum positive Folgen für Land, Leute und Touristen. Die Voraussetzungen für das STV sind sehr strikt und recht kompliziert. Je nach Herkunftsland kann es beispielsweise schwierig werden, eine Reise-Krankenversicherung zu finden, welche die Anforderungen erfüllt. Hinzu kommen die hohen Kosten sowie die Unsicherheit, welches Land als Herkunftsland mit geringem Infektionsrisiko eingestuft wird. Ich erwarte daher eher, dass die Situation für Menschen, die in Thailand leben, hier Familie haben und auf den Tourismus angewiesen sind, noch schwieriger wird.
  3. Frage:
    Einige Hotels haben ja ihren Betrieb umgestellt und stehen nun als
    Quarantäneeinrichtungen zur Verfügung. Wie läuft der Aufenthalt dort genau ab? Welche Quarantänemaßnahmen werden getroffen und als wie wirksam kann man diese einschätzen?

    Antwort:
    Genehmigte Quarantäne-Hotels gibt es derzeit in Bangkok, Phuket, Chon Buri, Buri Ram, Prachin Buri und Surat Thani. Dabei handelt es sich meistens um Luxusressorts wie das The Senses Resort in Süd-Phuket, für die entsprechende Preise anfallen. Während der Quarantäne dürfen die Urlauber ihre Zimmer selbstverständlich nicht verlassen. Außerdem soll zweimal am Tag die Temperatur der Reisenden gemessen werden, um eine eventuelle Infektion möglichst früh zu erkennen. Wie wirksam diese Maßnahmen sind, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Nach der Quarantäne und negativem COVID-19 Test dürfen sich die Reisenden dann frei in Thailand bewegen. Allerdings müssen sie eine Tracking-App auf ihrem Handy installieren.
  4. Frage:
    Wie sieht bisher das Feedback der Urlauber zu diesem Konzept aus? Ist die Tendenz eher positiv oder eher negativ?

    Antwort:
    Persönlich habe ich bis jetzt noch mit keinem Urlauber gesprochen. Ich vermute aber mal, das Feedback fällt eher negativ aus. Die strengen Voraussetzungen, die hohen Kosten sowie die immer noch herrschenden Unsicherheiten verlangen Urlaubern doch einiges ab. Bei Fragen zum Visum oder zu Unterkünften helfen wir von
    Thailand-Spezialisten.com selbstverständlich gern weiter.
  5. Frage
    Einige Touristen misstrauen diesem Konzept sicherlich, aus den unterschiedlichsten Gründen, die von der Abschreckung durch die 14-tägige Quarantäne bis zur Angst vor einer erneuten Schließung der Grenzen, was dazu führt, dass man im Land festsitzt, reichen. Sind diese Bedenken nachvollziehbar? Ist es wahrscheinlich, dass dieser Versuch, wieder Urlauber im Land zu begrüßen, schiefläuft?

    Antwort:
    Ich kann die Bedenken nachvollziehen. Viele Thailand-Kenner und Tourismus-Experten vermuten, dass das aktuelle Konzept der falsche Weg ist, um wieder mehr Touristen ins Land zu lassen. Langfristig könnte das bleibende Schaden für die thailändische Wirtschaft nach sich ziehen.
  6. Frage:
    Was könnten positive und negative Folgen dieser Strategie sein?

    Antwort:
    Eine mögliche negative Folge ist natürlich, dass Touristen wegbleiben, mit allen negativen wirtschaftlichen Konsequenzen. Für die Flora und Faune könnte dies wiederum positive Auswirkungen haben, da diese nun von den vielen Besuchern erholen kann.

    Derzeit nutzen vor allem chinesische Reisende das STV. Viele Chinesen unterhalten nicht nur Geschäftsbeziehungen in Thailand, sondern besitzen dort auch Immobilien. Im Land gibt es nun die Befürchtung, dass chinesische Geschäftsleute die Situation nutzen, um ihr Portfolio zu erweitern und vermehrt Immobilien aufkaufen. Für viele Thais ist dies eine weitere negative Konsequenz der aktuellen Krise.
  7. Frage:
    Ist trotz der Quarantäne und den anderen Maßnahmen damit zu rechnen, dass durch den Tourismus die Infiziertenzahlen wieder ansteigen? Wie sieht Ihre Prognose dazu aus, wie sich das Infektionsgeschehen mit Touristen im Gegensatz zu dem ohne Touristen verändert? 

    Antwort:
    Aufgrund der strengen Voraussetzungen gehe ich davon aus, dass auch in naher Zukunft nur wenige Touristen nach Thailand reisen werden. Ich denke daher, dass es keine wesentlichen Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen geben wird.

Zum Schluss noch einige etwas allgemeinere Fragen:

  1. Frage:
    Wie lange wird es voraussichtlich dauern, bis die Besucherzahlen wieder ungefähr so hoch sind wie vor der Corona-Krise? 

    Antwort:
    Für das kommende Jahr erwarte ich noch keine wesentliche Besserung. Ich schätze, dass die Zahlen 2022 bis 2024 wieder auf dem alten Stand sind. An dieser Stelle würde ich Ihnen gerne einen Artikel von mir empfehlen:
    Die Entwicklung des Tourismus in Thailand 
  2. Frage:
    Wird die Tourismusbranche „bleibende Schäden“ von der Krise davontragen, wenn ja inwiefern?  

    Antwort:
    Die Auswirkungen werden auf jeden Fall zu spüren sein. So mussten etwa Ausländer, die zuvor in den Tourismusunternehmen gearbeitet haben, beispielsweise als Manager oder Küchenchef in den Luxusressorts, das Land verlassen. Ich schätze, dass nur wenige wiederkommen werden. Dadurch geht ein Qualitätsstandard verloren, der nicht wiederherzustellen sein wird. Das frühere Personal aus derzeit geschlossenen Betrieben muss sich nach anderer Beschäftigung umsehen. Auch dadurch geht Know-how verloren. Das erfordert wiederum die Ausbildung neuen Personals, wenn die Betriebe wieder öffnen. Fraglich ist, ob genug Geld für die erforderliche Personalbildung da sein wird.
  3. Frage:
    Inwiefern wird sich das Reiseverhalten von Touristen nach der Krise, wenn alle Reisen wieder uneingeschränkt möglich sind, verändern?  

    Antwort:
    Ich hoffe, dass Urlauber nach der Krise wieder Lust auf einen Thailand-Urlaub haben und dass sich das Reiseverhalten nicht sonderlich verändern wird. Das wünschen sich hier gerade alle.

Ab dem 1. November 2021 dürfen Bürger aus Deutschland, Österreich & der Schweiz wieder bequem durch Thailand reisen. Die aktuelle Coronapolitik - und alles rundum das Thema Einreise und Impfungen, lesen Sie hier: 
Covid-19, Corona-Impfungen & wie das Einreiseverfahren nach Thailand verläuft


Nota bene: Ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit die deutschen Medien über die angespannte politische Lage hier bei uns im Königreich Thailand berichten. Viele Menschen gehen derzeit friedlich auf die Straße demonstrieren (angeführt – wenn man das so ausdrücken mag, von unseren thailändischen Studenten und normale Arbeiter aus dem Volk). 

 

Eine Recherche mit Keywords welche man ins Suchfeld der Google Suche, You Tube oder aber auch Facebook eintippt - wie z.B.: Richard Barrow, Bangkok Post oder „Channel 8“ (unserem „Alpha-Nachrichtensender“) - verschafft jedem Interessierten einige ausdrucksstarke Videos sowie Berichte inkl. Bilder.

Michael Schaller von Thailand-Spezialisten
Michael Schaller von Thailand-Spezialisten

 

Vielen Dank an Frau Nadine Heusch, dass Ich für Ihre Arbeit ein unterstützender Part sein durfte.

 

Chiang Mai, Hang Dong, Thailand den 25. OKT. 2020,

Michael Schaller

 

Pressefotograf & Journalist (Akkreditierung)

 

Wen es interessiert: Impressum und Gesichter zum
Team Thailand-Spezialisten


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