Thais sehen die Khao San als coolen Zoo ohne Eintrittsforderungen an, hier sehen sie ihre Vorurteile über die dekadenten Touristen bestätigt.
Die Khao San Road ist ein kleines Sträßchen im Stadtviertel Banglamphu in Bangkok. Unweit des Democracy Monumentes und dem Chao Phraya Ufer tanzt die „Wilde Wutz“ fast rund um die Uhr.
Nicht weit vom Tha Phra Athit, der Anlegestelle der Flußschnellfähren auf dem Chao Phaya River, befindet sich das Mekka der Backpackergemeinde und Low-Budget Traveler.
Noch in den frühen 80er Jahren gab es hier nur weniger als eine handvoll Billigabsteigen chinesischstämmiger Kaufleute. Joe Cummings, der Begründer der „Lonely Planet“ Reiseführerserie, gilt als der Pionier der gesamten Szene. Er berichtete aus Banglamphu und pries in seinen Publikationen diesen Bereich erstmals einer Menge von Menschen an. Der Kult um die Khao San Road begann fast unverzüglich.
Betrifft das alles nur die eine kleine Straße?
Nein, dazu gehören unzweifelhaft auch die Nebengassen und Straßen des Stadtviertelchens. Khao San ist der Oberbegriff für dieses Areal, das beinhaltet auch die Soi Rambuttri, Thanon Phra Athit und nahe liegende Bereiche vom Thanon Sam Sen. Das Backpacker-Territorium erstreckt sich ingesamt rund auf einen guten Quadratkilometer auf dem Stadtplan Bangkoks.
.Was gibt es denn hier nun so Besonderes im Angebot?
Hier siedelte sich über Jahrzehnte die Versorgungsbranchen der Billigtouristik an. Schlepper auf den Straßen locken Reisewillige mit preisgünstigen Tourversprechen in die verwinkelten Hinterhöfe zu Touroffices. Garküchen an den größeren Straßen, bieten einfache Wokgerichte und Grillspießchen. Dazwischen befinden sich Textilien, Silberschmuck, Bücher, Apotheken und Drogeriemärkte, 7 Eleven Stores und natürlich unzählige Beherbergungsbetriebe mit einem facettenreichen Repertoire und selbstredend auch die unvermeidlichen Schankbetriebe. Seit etwa dem Millennium ergänzen Coffeeshops, Eiscremestores und Friseure das trendige Sammelsurium auf dem Trottoir und in den Shophäusern um weitere Farbtupfer.
Was ist hier denn so einzigartig?
Nunja, das Angebot der Straßendealer umfasst gefälschte Presseausweise, aber auch Fantasieführerscheine (UNO, NGO, etc.) und Universitätsdiplome aus der ganzen Welt (Bachelor- und auch Masters Degrees). Dazu gibt es natürlich Haarverlängerungen und Tattoo-Künstler jeder Facon. Nichts ist wirklich superbillig hier, aber die Händlerdichte und Vielfalt des Angebotes ist schon beachtlich. Die Jesuslatschenjünger und Wickelrockmamas, übriggebliebene Punks und Rastafaris schieben sich hier durch die Passagen vor den Außenbestuhlungen der Kneipen. Altbackpacker und „Global Trottel“ geben hier abends die gesammelten Weisheiten ihrer Reiseerfahrungen aus Goa, Pai, Timbuktu oder Jakarta für ein oder zwei Bier zum Besten.
Denen lauschen die, welche sich nicht von der Wiedervorführung von Easy Rider, Apocalypse Now, Killing Fields oder Rambo an den Großbildschirmen der besser bestuhlten (Holz, statt Plastik!) Gourmet- und Changbiertempel angezogen fühlen. Thais sehen die Khao San als coolen Zoo ohne Eintrittsforderungen an, hier sehen sie ihre Vorurteile über die dekadenten Touristen bestätigt. Khao San Flair gibt es hier für jeden, der sich darunter etwas recht seltsames und absulut Untypisches für Thailand vorstellen kann.
Nirgendwo in Asien ist es so unasiatisch, wie hier – zwei Drittel oder mehr der Passanten sind aus Europa, Australien oder Nordamerika.
Wann ist die Khao San Road zu empfehlen?
Zu Songkran, wenn die ganze Straße feiert, Schaumparty vom Khao San Center bis fast zu Burgerking am anderen Ende ist dann angesagt. Die Feiermeute erhöht sich noch um Horden von Thaistudenten und es geht recht ausgelassen dort zu. Alkoholisches in kleinen Mengen scheint dann auch verpönt zu sein, wie die zahlreichen Eimerchen voller Cocktails und Mixgetränke in den Händen der Feiernden beweisen.
Dem thailanderfahrenen Besucher sind diese Kampftrinkergebinde von Full Moon Parties auf Koh Phangan, etc. und anderen Gelegenheiten hinlänglich bekannt. Eingefleischten Clubbern sind die eher mondänen Nachtclubs in Sukhumvitnähe ein Begriff, die Clubs der Khao San Road ziehen aber ein ganz anders zusammengesetztes Klientel an. Männliche Thaigigoloprofis und weibliche „Freelancergirls“ mehren sich scheinbar auf wundersame Weise allabendlich mit der sinkenden Sonne. Doch bekanntlich ist in Thailand noch lange nicht jedes Wesen, was nach einer Frau aussieht und in Frauenkleidern steckt, auch faktisch weiblichen Geschlechts.
Was kann hier erlebt werden?
Die Khao San Road Area ist die Kulisse für eine multinationale Schar von Darstellern für eine Realityshow der Extraklasse. Die Darbietungen erleben sich prima von den Sitzgelegenheiten vor den Restaurant-Cafes aus.
Wer Alkoholika mag, dem seien die Minibars am Fahrbahnrand empfohlen. VW Bus Oldies jeder Bauart dienen hierzu oft als zentrale Dekoeinheit und Ausschank. Die Longdrinks liegen preislich unter dem regulären Barlevel und ein paar Klapptische, mit einfachster Bestuhlung, sind für Gäste bereitstehend. Straßencoiffeure offerieren vor Ort wahre Flechtmarathons mit Minizöpfchen und hier werden auch die Hinterteile der meist jungen Touristinnen „beachfähig“ mit aufgemalten Henna-Tattoos verziert. An anderen Passanten scheint sich hier niemand zu stören, lediglich die Blitze der Fotografierenden verraten eindeutig, dass es hier Ungewöhnliches an Motiven für die Augen und Kameraobjektive gibt.
Gibt es verschiedene Level des „Khao San Road Kultes“?
Ja, ohne jeden Zweifel. Die Keimzelle (Khao San Road) darf als zentraler Anlaufpunkt bezeichnet werden. Das Subcenter in der Rambuttri Road wirkt organisierter und gepflegter. Die Übernachtungoptionen haben sich in jüngster Vergangenheit vor allem hier nach oben erweitert. Damit einher war eine Verbesserung gastronomischer Angebote gegangen und Low-Budget Denkweisen sind hier weniger vordergründig seitens der Besucher. Die Low-Budget-Backpacker (Billigtouristen) auf der Suche nach Einfachstzimmern oder Schlafgelegenheiten in Gruppenräumen sind mittlerweile in periphäre Bezirke oder Seitengassen verdrängt worden.
Gefahren für den Reisenden in der Khao San Gegend
Kriminalität in Thailand (Taschendiebstähle, Touristenscams, Betrugsversuche, etc.) häufen sich generell an allen Orten, die von Touristen angesteuert werden. Die Polizeiwache an dem Ende der Khao San Road, welches nicht das Burgerking Restaurant bietet, befindet sich quasi im Zentrum des gesamten Viertels und eine gute Präsenz der Ordnungshüter ist daher gewährleistet. Auch gibt es Fußpatrouillen der Tourist Police. Eine besondere Gefährdung (Gewaltkriminalität u.ä.), kann hier nicht attestiert werden. Das Erlebnis „Khao San“ gehört oftmals zu den schillernsten Eindrücken der Metropole Bangkok für die Besucher.
Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com ©
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