Kifferparadies Thailand?

Wie sieht es jetzt aus, mit der Legalisierung von Cannabis? Paradies oder Pusteblume?

Die Kiffer jubeln, Händler und Staat reib(ach)en sich die Hände! Legalize Marihuana! Aus der alten Kifferparole wurde Wirklichkeit. In Thailand! Sensibilisiert eure Sinne, erweitert euer Bewusstsein und betäubt den lästigen (Welt)Schmerz! Tausende Ganja Plantagen und Cannabis Shops fluten Thailand, als hätten sie damals nur auf diesen Startschuss gewartet.

Darf man in Thailand kiffen?
Die Legalisierung von Cannabis in Thailand | Kifferparadies oder droht das Ende?

Legales Cannabis konsumieren, in Thailand! Einst bekannt, und bei Backpacker durchaus gefürchtet, für seine restriktive Drogenpolitik. Ein Pfeifchen auf diesen plötzlichen Sinneswandel! Doch halt, gerade einmal fünf Jahre selig grinsend unter Palmen in der Hängematte gelegen, verdunkeln kleine Wölkchen bereits wieder den grün-gelb-rot changierenden Tropenhimmel. Was ist da los? Die Bevölkerung fühlt sich durch die Touri-Kiffer genervt? Am liebsten wollen sie das alte Verbot wieder? Öffentlich ausgelebte Rauschzustände waren der thailändischen Regierung natürlich schon immer ein Dorn im Getriebe. Kurz, es wird noch einmal spannend im Kifferparadies. Es ist nicht einfach. Bröseln wir daher das Ganze mal der Reihe nach in wohlgefällige Infoklümpchen auf.

Eröffnung des Paradieses

Bangkok, Thailand - 12. Februar 2023 An einem legalisierten Cannabis-Geschäft in Bangkok
Bangkok, Thailand - 12. Februar 2023 An einem legalisierten Cannabis-Geschäft in Bangkok

Aus Sicht des Schreiberlings: Dass es tatsächlich 2018 gewesen sein soll, dass in Thailand Cannabis mehr oder weniger legalisiert wurde, daran kann ich mich konkret gar nicht erinnern. Das mag an diesen seltsamen zwei Corona-Jahren liegen, die für mich eine nebulöse, undefinierbare Zeitlücke im Lebenslauf darstellen. Oft höre ich mich bei Erzählungen von Ereignissen ein „vor Corona“ und "nach Corona“ hinzufügen. Jesus Christ! 

Legales, medizinisches Marihuana (Gras) in Thailand rauchen
Legales, medizinisches Marihuana (Gras) in Thailand rauchen

Doch woran ich mich erinnere ist, dass ich auf einmal vier ansehnliche Cannabispflanzen hatte, die ich ruhigen Gewissens dorthin platzierte, wo die Sonne günstig steht. Dann ging irgendwie alles Schlag auf Schlag. Meine Thai Nachbarin präsentierte mir stolz ihr Cannabis Zertifikat (Was hast Du denn mit Cannabis zu tun?) und begann auch gleich los fachzusimpeln über Sativa und Indica, Gorilla Glue und Purple Haze. Mir wurde ganz schwindelig. Einfach so vom Zuhören. Und schon hing da ein Schild vor ihrem Haus, irgendwas mit "Green soundso ..." und Öffnungszeiten, die so von niemandem ernst genommen wurden. Sie lud mich und weitere Nachbarn in ihr Cannabis-Paradies ein, kredenzte uns berauschenden Tee mit Brownies und präsentierte uns Buds diverser Ganja Sorten in hübschen, großen Gläsern. Spätestens jetzt war es klar, der Cannabis Konsum in Thailand muss wohl mehr oder weniger rechtens sein.

Grassorte: Northern Lights
Northern Lights Buds

In Chiang Mai poppten inzwischen stilvoll designte Canna-Shops auf wie Pilze in der beginnenden Regenzeit. Drinks und Smoothies wurden wahllos mit Cannabis veredelt und selbst die berühmte Chiang Mai Wurst, Sai ua, gab es auf, einmal auch mit einem Kräutlein mehr zu kaufen.

Was meine direkte Umgebung hier in Thailand betrifft (sehr dörflich), da konnte ich ebenfalls nur staunen. Es wurde mit Cannabis gekocht, geräuchert und gegrillt. Ganja wurde gepflanzt, geerntet, geraucht, gekaut und gehandelt. Mein verdutztes Gesicht quittierten die zumeist weiblichen Best Ager mit gutmütigem Gekicher. Dem mehrstimmigen Wortschwall konnte ich entnehmen, dass sie das schon immer so gemacht hätten (tiefer und leiser) nur nicht ganz so offen (allgemeines Gelächter). Kurzum, man arrangierte sich schnell mit der neuen Situation. Überflüssige und unrentable Angebote hat der Markt schnell bereinigt. Herr Lindner hätte seine Freude daran! Was immer noch hier und da geht, ist allerdings das ganz schön gemeine Geschäft mit den ahnungslosen Touris und Backpackern. Vom Angebot überfordert, bekommen sie gern mal überteuerte Ware mit wirkungslosem Grünzeug als Zutat vorgesetzt oder Extrakte aus verunreinigtem Cannabis aus nicht zertifizierten Plantagen angeboten. Also gut aufgepasst, Gauner gibt es immer und überall!

Weitere Aussichten

Ok, und nun soll Schluss mit lustig sein? Gerüchte halten sich bereits das ganze Jahr 2024 über. Die Regierung hat gewechselt, doch gibt es immer noch dieses Verbots-Geraune. Dazu ein wenig über Thai Politik zum besseren Verständnis: Im pragmatischen Thailand tauchen zunächst Ideen auf. Die werden dann medial verbreitet, erste Gesetze formuliert, möglichst nicht allzu präzise. Die Essenz daraus kommt in die königliche Gazette und ist fortan bindend für alle. Danach schaut man sich an, wie das in der Praxis funktioniert. Je nachdem, doch meistens, folgen Anpassungen, schließlich soll keiner als Verlierer aus der Sache herausgehen. Gerade wenn es um monetäre Sachverhalte geht, wie beim Cannabis, ist man geneigt, erst einmal abzuwarten, wie sich das in der Praxis (also in Zahlen) auswirkt. Wer sich ein wenig in die thailändische Seele hineinversetzen kann, wird diese Art und Weise des politischen Agierens als völlig logisch und nahezu alternativlos sehen.

Gut, was bedeutet das jetzt für dich, der du gerne mit Rucksack tropische Länder bereist? Und auch gerne von den Freiheiten des Cannabiskonsums in Thailand profitieren möchtest? Kristallklare Ansagen, klar und eindeutig, wie der Wildbach auf dem du mit einem Floß den Berg herunterrauschst, die gibt es nicht. Wir sprachen grad darüber. Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, wo es ok ist einen Joint durchzuziehen und wo besser nicht. Der Gesundheitsminister himself rät ausländischen Besuchern, am besten nicht in der Öffentlichkeit Cannabis zu rauchen. Wenn du genau hinschaust, gibt es inzwischen auch viele Plätze und Locations wo auf Schildern der Cannabis Konsum verboten wird (mit Preis für Zuwiderhandlungen, das ist hier so üblich).

Da Erwerb und Besitz für den Freizeitkonsum derzeit nicht explizit verboten sind, kannst du deine Buds und Joints problemlos innerhalb Thailands mit dir herumtragen, -fahren und -fliegen. Doch entwickle ein wenig Fingerspitzengefühl dafür, wo und wann du das Zeug konsumierst. Dann sollte das nach derzeitiger Rechtslage ok sein. Behalte dahingehende Ankündigungen und Änderungen aber immer im Auge! Ende 2024 ist zu diesem Thema ein neuer Gesetzesentwurf angekündigt. Ach, und bringe nie und niemals Cannabis oder Produkte mit Cannabis nach Thailand und versuche auch nie so etwas auszuführen, nie! Verstanden?

Herstellung von medizinischem Gras
Herstellung von medizinischem Gras

Ein wenig Insiderwissen

Als Gelegenheitskonsument wirst du dich vielleicht noch nicht so im Detail mit Cannabis auseinandergesetzt haben. Eine kurze Einführung: Cannabis ist die botanische, lateinische Bezeichnung für Hanf. Marihuana, Gras, Weed, damit sind allgemein die getrockneten, oberen Teile der weiblichen Hanfpflanzen gemeint. Die Thais sagen Ganja (?????; sprich ganschaa) dazu. Die getrockneten, harzigen Blütenköpfe und -knospen heißen Buds. THC steht für Tetrahydrocannabinol, das ist die chemische Verbindung, die dafür verantwortlich ist, dass du schöne Dinge erlebst, dümmlich grinst, Hunger hast, Lachflashs bekommst oder apathisch in der Ecke sitzt. Auch wichtig sind die darin enthaltenden Terpene, die Auswirkungen darauf haben, ob eine Sorte eher aufputschend oder chillig wirkt. Die Sorten sind mittlerweile recht zahlreich und die Indikationen dazu gehen ganz schön ins Detail. Nunja, finde es selbst heraus, wenn du magst.

Alles was unter einem Gehalt von 0,2 % THC liegt, ist legal in Thailand und wird in den USA als Industriehanf bezeichnet. Oder auch CBD Öl (je nach Pries), welches sich dadurch auszeichnet, dass es gegen viele Zipperlein helfen soll, aber eben auf keinen Fall im Kopf spürbar ist. Selbst dieses Öl war übrigens noch vor der Legalisierung in Thailand strengstens verboten. Cannabisextrakte, einschließlich Haschisch, mit einem THC Gehalt über 0,2 % gelten immer noch als Betäubungsmittel der Kategorie fünf und sind damit verboten. Ebenso der Besitz von mehr als 30 Gramm Cannabis, weil das als illegaler Vertrieb ausgelegt wird. Mit den Buds kann man hier mehr als zufrieden sein. Achtung, thailändischer Cannabis hat in der Regel einen höheren THC Gehalt als man es in Europa gewohnt ist. Also langsam herantasten!

Eigene Meinung & Fazit

Anonyme Autorin von Thailand-Spezialisten.com
Die anonyme Autorin von Thailand-Spezialisten.com

Abschließend sei hier noch einmal angemerkt, dass der Freizeitkonsum von Cannabis weder ab 2018 noch seit 2022 bis jetzt zweifelsfrei erlaubt war und ist.

 

Vielmehr bewegen sich Handel und Konsum permanent in einer juristischen Grauzone (wie definiert man Freizeitgenuss oder eine medizinische Indikation, wenn man kein Medizinstudium absolviert hat?).

 

Damit kommen Thais in der Regel wunderbar zurecht. Reisende und Zugereiste sollten auf jeden Fall Vorsicht und im Zweifelsfall lieber Zurückhaltung üben. 



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