Ladyboys in Thailand - Was steckt dahinter?

Und warum gibt es soviele Transgender in Thailand gibt

"Nein, glaub ich nicht!" - "Ja doch. Achte mal auf den Körperbau. Oder warte mal, bis sie, nein, er etwas sagt. Die Stimme. Na, hörst du´s?" - "Unglaublich! Sie ist so hübsch!"

Ladyboy
Ladyboy in Thailand

Solche und ähnliche Dialoge sind keine Seltenheit unter thailändischen Urlaubern. Klar, die Rede ist von Ladyboys. Oder Katoeys, wie sie in Thailand genannt werden. Einigermaßen passend lässt es sich mit "Zwitter" übersetzen.

Thailändische Bars
Die Realität in in thailändischen Bars | ©amuzingthaicartoons

Längst hat sich Thailand weitestgehend vom schmuddeligen Image der Prostitution  in Thailand (für Touristen) emanzipiert. Fast zeitgleich relativierten sich auch die romantischen Vorstellungen, die über Thailand kursierten: Thailand, das Land lächelnder, serviler Schönheiten. Thailand, als friedvolle und farbenfrohe Heimat exotischer Flora und Fauna und gütiger, weiser Mönche in safranfarbenen Gewändern. Spätestens mit der erneuten Übernahme der Regierungsgewalt durch das Militär; spätestens seit wohlbeleibte Mönche sich, über Smartphonedisplays wischend, schlagzeilenträchtig in die Diabetes futtern; spätestens jetzt scheint es Zeit, Thailand etwas nüchterner zu betrachten und neu schätzen zu lernen.

Thailand ist ein faszinierendes, exotisches Land mit angenehmem Klima und mit einer zu über 90% buddhistisch geprägten Bevölkerung. Letzteres spielt durchaus eine Rolle in Sachen Transgender, wie wir gleich sehen werden. Immer noch wird in Thailand, im weltweiten Vergleich, überdurchschnittlich viel gelächelt. Die Menschen sind überwiegend zartgliedrig, gesellig und lieben alles, was schön ist oder was man essen kann. 

Dennoch war und ist Thailand, jenseits touristischer Barviertel, weder früher noch heute, ein Paradies der Freizügigkeit. Liebkosungen, Küsse auf offener Straße und die jeweilige Geschlechtspartner-Orientierung sind noch heute ein Tabu. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden nicht offiziell anerkannt und nur selten als gleichwertig in der Gesellschaft toleriert oder gar akzeptiert. 

Doch ist es nicht allein der fleißigen Arbeit, gewisser Zweige der Tourismusbranche zuzuschreiben, wenn gerade Thailand noch bis heute als Eldorado für Männer lieben Männer und das dritte Geschlecht gilt. Tatsächlich lässt sich einiges aus den historischen buddhistischen Mythen ableiten.

Kathoey Thailand
Kathoeys (Katoey)

Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gab es eine dreiteilige Geschlechterordnung im einstigen Siam, heutigen Thailand: Frauen, Männer und Kathoey. Als Ladyboy wurden damals sämtliche geschlechtlichen Abweichungen von Frau und Mann bezeichnet.

 

Dies galt für Männer sowie für Frauen, die im falschen Körper geboren wurden, genauso wie für die gleichgeschlechtige Liebe und Menschen, denen es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war, ihre Orientierung in Sachen Liebe innerhalb der gesellschaftlichen Norm auszuüben.

Man tolerierte all diese Kathoey-Erscheinungsformen als Ergebnis des Karmas, das sich der oder diejenige lebenslang aufgeladen hat.


Erst mit Einzug der westlichen Wissenschaften und Lebensweisen in den sechziger Jahren, fing man in Thailand an, diese Neigungen als etwas Abartiges und nicht Gesellschaftsfähiges anzusehen. So kam es heute zu der paradoxen Situation, dass es überdurchschnittlich viele Kathoeys, Schwule und Lesben in Thailand zu geben scheint, sie aber weniger Anerkennung und Akzeptanz bekommen, als bei uns im Westen. Transen und gleichgeschlechtliche Liebe, die in der westlichen Welt erst seit einigen Jahren öffentlich sichtbar werden, gehörten in Thailand schon immer zum Straßenbild. Lediglich die gesellschaftliche Bewertung und Anerkennung, hinkt nun in Thailand, durch die vorangegangenen westlichen, biomedizinischen Einflüsse wieder hinterher. In Zahlen schätzt man in Thailand auf jeweils 200 Männern einen "Ladyboy". Im Vergleich dazu kommt man in den USA auf nur einen Ladyboy unter 2.500 Männern. Ist das nun einer unterschiedlichen, genetischen Veranlagung oder der unterschiedlichen Religion und Gesellschaftsform geschuldet? 

Rechte in Thailand (Ladyboys), ein kurzer Überblick:

  • Noch bis 2012 wurden Katoeys ausgemustert, der Grund: Geisteskrankheit, Psychose.
  • Seit 2011 ist "das dritte Geschlecht vom Verteidigungsministerium von der Liste schwerer psychischer Krankheiten gestrichen.
  • Seit 2012 kann offiziell eine Abweichung vom Geburtsgeschlecht eingetragen werden.
  • Bis heute gibt es keine offizielle Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen.

Einige Begriffsklärungen zum Thema Kathoey im Überblick:

Kathoey ist heute die Bezeichnung für:

  • Männer, die sich im falschen Geschlecht geboren fühlen (Geschlechtsidentität)
  • Männer, die gerne als Frauen auftreten (Transvestiten)

Dieser Begriff umfasst alle Spielarten, egal ob der Wunsch nach einer hormonellen, operativen oder nur oberflächlichen Umwandlung besteht. 

 

Weitere Bezeichnungen für Ladyboys in Thailand:

  • Sao praphet song: Frau zweiter Art
  • Pet thi sam: Drittes Geschlecht
  • Englisch: Ladyman, Ladyboy, Shemale

Ladyboys finden auch heute noch hauptsächlich im Unterhaltungsmilieu, in Bars und Restaurants Beschäftigung. Diesem Umstand ist es wohl auch zu verdanken, dass sie recht häufig im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen Erwähnung finden. Auch die Selbstmordrate ist unter den Katoeys auffällig hoch.

 

Auf dem Lande gehen sie oft ganz normalen Beschäftigungen nach, gerne in Parfümerien und Drogerien, aber auch in ganz normalen Betrieben, kleiner und mittelständischer Unternehmen. Immer vorausgesetzt, sie werden vom Arbeitgeber akzeptiert. Bei Bewerbungen für die Universität und für eine Anstellung in großen Firmen müssen die Wehrunterlagen eingereicht werden. Wer darüber nicht verfügt, hat meistens das Nachsehen.

 

Offene Verachtung, laute Beschimpfungen und Beleidigungen schätzt man in Thailand nicht. Dies mag ein weiterer Grund dafür sein, dass man, trotz gesellschaftlicher Nachteile, bis heute auffällig vielen Katoeys in Thailand begegnen wird. Warum gibt es in Thailand so viele Transgender? Diese Frage beantworten wir in einem späteren Artikel von den Thailand-Spezialisten.

Dokumentarfilm | Film zum Thema Ladyboy in Thailand:

  1. Ein zu empfehlender Dokumentarfilm zu diesem Thema, wäre: "Die Geschichte der Ning" (2013), Regie und Kamera: Gert Chesi.
    Dieser Film handelt von einem Knaben, der eine Frau sein wollte. Die Stationen auf dem Weg zu diesem Ziel wurde kommentiert und gut dokumentiert. Es entstand eine einfühlsame Dokumentation, die auch den kulturellen Hintergrund und die Eigenheiten der thailändischen Gesellschaft beleuchtet.
  2. Patong Girl (2014), Regie: Susanna Salonen - ist ebenfalls ein gelungenes Meisterwerk!
Berühmtester Ladnyboy aus Thailand: Parinya Charoenphol
Parinya Charoenphol
Gut zu wissen: Der bekannteste Ladyboy in Thailand ist wohl unbestritten, Parinya Charoenphol („Nong Toom“) - ehemaliger Thai-Box-Meister. Sie begann den Wechsel der Geschlechtsrolle und die Hormonbehandlung bereits, als sie noch aktiv im Boxring stand und beendete ihre Karriere als sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog.

Ihr Leben wurde im Film Beautiful Boxer (2003) sehr gut wiedergegeben.

Mittlerweile Hat Mrs. Charoenphol ein Boxstudio eröffnet.

Ihre Meinung ist weiter unten im Kommentarbereich gefragt, so wie weitere freundliche, witzige und charmante Gedanken.

Individuelle Rundreisen | © Thailand-Spezialisten.com
Individuelle Reisen durch Thailand | © Thailand-Spezialisten.com

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Kommentare: 6
  • #1

    Matti (Donnerstag, 26 September 2019 22:54)

    Auch wenn es sich für uns Westler falsch anfühlt, ist es nichts anderes als eine Frau mit einem Penis. Die Kathoeys stehen "normalen" Frauen in nichts hinterher, lediglich die biologischen Genitalien. Metal und teilweise sogar die physische Struktur ist wie bei einer Frau.

  • #2

    trans (Mittwoch, 12 Februar 2020 05:34)

    möchte urlaub mit einem ladyboy

  • #3

    Martin (Sonntag, 22 März 2020 10:47)

    Hallo, vielen Dank für den Bericht – und ich möchte es hier erst mal sehr kurz machen: hat sich schon mal jemand näher mit dem „Anderssein“ und vorallem den Ursachen und Hintergründen beschäftigt ? Gibt es bestimmte Gemeinsamkeiten im Vergleich zu anderen Menschen ? a.m.guerike@gmail.com

  • #4

    Jan (Freitag, 22 Mai 2020 14:00)

    Eine Messerspitze Hetze...und nicht 10 Esslöffel XD

  • #5

    Ralf (Montag, 05 Oktober 2020 15:32)

    Suche eine TS für schönen Urlaub und mehr

  • #6

    El Arbol Grande (Donnerstag, 17 Juni 2021 20:59)

    Ich glaube, ich bin ein Baum. Ich färbe meine Haare grün und male mich braun an. Jetzt bin ich ein Baum.